Patienten mit Hautveränderungen werden in der tierärztlichen Praxis regelmässig vorgestellt. Um eine effektive Therapie durchführen zu können ist die Diagnose der Grunderkrankung nötig. Die vielen Schritte die zu diesem Ergebnis führen sind nicht ohne eine gute Zusammenarbeit zwischen Tierhalter und Tierarzt möglich. Eine eingehende Analyse der Lebensverhältnisse des Patienten, sowie Informationen über Fütterung und mögliche Aufenthalte im Ausland gehören ebenfalls Vorbericht. Eine allgemeine Untersuchung soll klären ob die Hautveränderung die Folge eine anderen Erkrankung sein könnte (z.B. Hormonerkrankung oder Blutparasiten) oder es sich um eine Hautkrankheit im eigentlichen Sinne handelt. Mit Hilfe von Tupferproben, Hautgeschabseln oder Hautstanzen können parasitäre, bakterielle oder pilzbedingte Erkrankungen ausgeschlossen oder bestätigt werden.
... werden im Fremdlabor auf die Anwesenheit von Keimen oder Pilzen untersucht. Im positiven Fallen können Resistenztest angefertigt werden um wirksame Antibiotika oder Antimykotika zu ermitteln.
... werden zur Histologie: Wissenschaft von den Körpergeweben Untersuchung eingeschickt und geben einen umfassenden Überblick über Veränderungen in allen Hautschichten. Hinweise auf Parasiten, Allergien oder Erkrankungen des Immunsystems sind möglich.
Sind die genannten Ursachen erkannt und behandelt worden und der Patient leidet noch immer unter Hautproblemen, sind weitergehende diagnostische Schritte nötig. Anhand eines Vor-Screenings per Blutuntersuchung kann ermittelt werden ob der Patient als Allergiker anzusehen ist. Es wird untersucht , ob eine Allergie gegen in der Umgebung des Patienten vorkommende Allergene (z. B. Hausstaubmilben oder Flöhe, „Indoor“) vorliegt oder ob die ursächlichen Allergene in der Natur vorkommen (z. B. Bäume, Gräser, Kräuter, „Outdoor“).
Wenn in einem dieser beiden Bereiche ein positives Ergebnis vorliegt ist eine genauere Differenzierung möglich.
Grundsätzlich gilt: Ein Allergiker bleibt lebenslang Allergiker!
Indoor Allergene:
Im Falle der Indoor Allergene ist eine Elimination der Allergene die sinnvollste Behandlung.
Im Falle der Flohbissallergie heisst das eine monatliche Flohprophylaxe um den Kontakt mit Flohspeichel auf ein Minimum zu reduzieren.
Im Falle der Hausstaubmilben hilft es dem Patienten wenn er von nun an draussen lebt. Ist dies nicht möglich, sollte der Lebensbereich des Patienten allergikerfreundlich sein. Er darf nicht im Bett schlafen, der Korb sollte aus pflegeleichten Materialen bestehen, keine Teppiche im Haushalt, sondern Fliesen.
Um Vorratsmilben aus dem Weg zu gehen, sollte ausschliesslich Feuchtfutter verfüttert werden. In Trockenfutter und ungekochtem Reis, Nudeln oder Getreide kommen die Eier der Vorratsmilben vor, die für Allergieschübe verantwortlich sind. Liegt keine Akzeptanz für Feuchtfutter vor, kann Trockenfutter verfüttert werden, nachdem es eingefroren und nach dem Auftauen schnell verfüttert wird.
Outdoor Allergene:
Im Falle der Outdoor Allergene kann man anhand der Einzelallergenbestimmung sehen, ob es möglich ist den Allergenen aus dem Weg zu gehen (z. B. Allergie gegen Vogelfedern oder bestimmte Pflanzen, die im eigenen Garten vorkommen).
Therapeutisch gibt es nun zwei verschiedene Therapieansätze. Das Immunsystem wird unterdrückt und damit die Symptome, die die Hautprobleme auslösen oder das Immunsystem soll soweit angeregt werden, dass es nicht mehr zu den überschiessenden Reaktionen kommt, die die Symptome des Patienten ausmachen und seine Lebensqualität verschlechtern.
Eine Unterdrückung des Immunsystems erfolgt durch Kortisontherapie. Diese ist so lange erfolgreich wie sie angewandt wird oder anders ausgedrückt, sobald die Kortisonwirkung nachlässt kommen die Probleme wieder. Nebenwirkungen einer dauerhaften Kortisontherapie sind gravierend! Durch die Unterdrückung des Immunsystems ist der Patient anfällig für jeden kleinsten Infekt der bei Tieren mit gesundem Immunsystem im Idealfall nicht zu klinischen Symptomen führen würde. Bakterielle oder Pilzerkrankungen entstehen leichter, besonders auf der Haut. Der Weg für chronische Krankheiten wird bereitet! Kortison führ bei dauerhafter Verwendung zu Verdünnung der Haut und wiederum zu Hautproblemen. Durch die massiven Eingriffe in das weitere Hormonsystem kann die Zuckerkrankheit entstehen oder der Patient an Link zu Wikipedia erkranken. Eine Kortisontherapie stellt für uns nur dann eine sinnvolle Therapie dar, wenn alle weiteren therapeutischen Ansätze erfolglos waren und die Lebensqualität des Patienten ohne Kortison so schlecht ist, dass die oben genannten Nebenwirkungen billigend in Kauf genommen werden müssen. Eine mögliche Alternative stellt die Verwendung von Cyclosporin dar, das ebenfalls eine überschiessende Immunreaktion dämpft aber geringere Nebenwirkungen wie Kortisone aufweist.
Eine Anregung des Immunsystems erfolgt durch eine Hyposensibilisierung. Dem Patienten werden graduell ansteigende Dosen von reaktionsauslösenden Substanzen (Allergenen) als Injektion verabreicht. Die Patienten sollen hierdurch eine gesteigerte Toleranz gegenüber den Allergenen entwickeln, ohne dass es zu klinischen Symptomen kommt. Die Therapie erfolg zunächst wöchentlich, sollte dann aber auf 2-4 wöchige Intervalle ausgedehnt werden und wird mindestens 1 Jahr empfohlen. Therapieerfolge sind in 50- 70% der Fälle zu erwarten. Je kürzer die Erkrankungsdauer vor Therapiebeginn war, desto höher ist die Erfolgsrate.
Neben diesen Therapien ist es bei Hautpatienten immer nötig, Medikamente zur Kontrolle des Juckreizes zu verwenden und die Barrierefunktion der Haut wieder herzustellen. Letzteres erfolgt durch die Anwendung von Shampoos, die Keime, Allergene und Entzündungsprodukte von der Haut entfernen.
Zeitweise auftretende bakterielle Entzündungen der Haut müssen mit geeigneten Antibiotika therapiert werden. Bei oberflächlichen bakteriellen Hautentzündungen sollte die Therapie 7-10 Tage über die Besserung hinaus verabreicht werden, bei tiefen Hautentzündungen 4-6 Wochen über die Besserung hinaus. Die Anwendung von essentiellen Fettsäuren ist als Monotherapie nur in wenigen Fällen erfolgreich, in Kombination mit Antibiose und Shampoonieren erreicht sie aber eine Reduktion des Juckreizes. Die Therapie eines Patienten mit dem Grundproblem der Allergie besteht aus einer Dauertherapie aus vielen Bestandteilen, die dem Verlauf der klinischen Symptome angepasst werden müssen.
Wenn die Blutuntersuchung auf Allergien ergebnislos verläuft und alle bisher durchgeführten Diagnosen und Therapien auch ergebnislos waren, dann besteht die Möglichkeit einer Futtermittelunverträglichkeit.
Um diese zu beweisen ist eine Eliminationsdiät mit anschliessender Provokation möglich. Der Patient wird über einen ausreichend langen Zeitraum mit einem Futter gefüttert, das entweder keine Allergene aufweist oder dessen Proteingrundlage dem Patienten bisher nicht gefüttert wurde (z.B. Pferdefleisch oder konventionelle Diäten wie Hypoallergenic oder z/d). Lassen die Symptome der Haut nach und sind nach Umstellung auf das alte Futter zu provozieren, kommt eine Futtermittelunverträglichkeit in Frage.